Die Geschichte von
Storch *KURT* aus dem Siegerland (NRW)
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Die Vorgeschichte:
Ich hatte am 13. Mai 2007 ein Erlebnis der besonderen Art …

So nah, bin ich noch nie einem wilden Storch gewesen.

Von „KURT“ so heißt er, wurde im vergangenen Herbst einmal in der Zeitung berichtet. Seither versuche ich ab und zu mal rauszubekommen, wo man ihn finden kann. Bis ich Mitte April einen Tipp von einer Ortsansässigen bekam. Schon am nächsten Tag machten wir uns auf die Suche nach dem Nest und wurden fündig. Doch kein Storch weit und breit zu sehen.

Gestern habe ich mir dann zu Muttertag gewünscht, noch einmal auf die Suche nach dem Storch zu gehen. Diesmal hatten wir Glück, er stand in all seiner Schönheit in seinem Nest.

Ich bin mit meinem Fotoapparat dann
langsam immer näher geschlichen, weil ich
Angst hatte, er könnte wegfliegen,
was er aber erst nach 1 Stunde tat.
Ich konnte ja nicht wissen, das er für einen
Wildstorch so zahm war und keine
Angst vor Menschen hatte.
Ich hatte bestimmt schon an die 40 Fotos
gemacht, als eine Frau vom Balkon aus KURTi rief.
Ich gleich mein fröhliches "Hallo" zurückgerufen
und irgendwas von Storchenelke und Fanclub …
weiß ich gar nicht mehr so genau, ob das
 überhaupt Hand und Fuß hatte, jedenfalls
 rief sie mir zu: „Ich komme mal zu ihnen …“.
Es dauerte eine Weile und dann stellte sie sich
als Frau Flender vor und erzählte mir alles,
was ich wissen wollte.
Wir haben bestimmt 40 Minuten unterm Nest zusammen gequatscht, bis KURT das Nest verlies.
Es war ein einmaliges Erlebnis und mein Körper hat ohne Ende Glückshormone ausgeschüttet

Ich hätte noch stundenlang mit ihr reden können … und manche Fragen fallen mir jetzt erst ein, aber sie hat bei der Verabschiedung gesagt, dass ich sie jederzeit wieder ansprechen kann, sollte ich noch Fragen haben.

Die Geschichte von Storch *KURT* :
In dem Örtchen Littfeld wohnt Frau Flender am Rande eines Wohngebietes, nahe einem Bauernhof.

Sie liebt Störche sehr und so kaufte sie sich in einem nahe gelegenen Baumarkt 2 künstliche Störche für ihren großen Garten. Dort standen zwei sehr alte Bäume, die des Todes geweiht waren und unbedingt gefällt werden mussten. Weil der eine, eine wunderbare Gabelung in etwa 4 Meter Höhe hatte kam Frau Flender auf die Idee, das sie dort sehr gut ein Nest für ihre künstlichen Störche bauen könnte. Die zwei Bäume wurden dann bis auf diese Höhe gestutzt, sodass die Stämme noch stehen blieben. Frau Flender nagelte Bretter an die 3 abzweigenden Stämme und hatte somit ein tolles Gerüst für ihr Storchennest.

Mit ein paar Lattenresten hat sie einen Boden
ins Nest gebaut und zum Schluss noch
einen Kranz aus Strauchschnitt gemacht,
den sie am Nestrand befestigte.
Nachdem das Nest fertig war,
stelltet sie ihre zwei künstlichen Störche ins Nest
und erfreute sich sehr daran.
Während der Wintermonate
bewahrte sie die Plastikstörche im Keller auf
und setzte diese dann im Frühjahr,
mit Hilfe der Leiter, wieder ins Nest.
Eines Tages im kalten Winter des Jahres 2006,
es war Mitte Januar,
kreiste dann ein echter Storch über dem Ort.
Frau Flender schaute zu ihrem Storchennest …
doch den Storch interessierte es nicht.

Es war sehr kalt in diesen Tagen und so versuchten die Bürger des kleinen Dörfchens vergeblich den Storch zu füttern. Bis es ein paar Tage später gelang. Und da der Storch das ganze Dorf ins Gespräch verwickelte, erzählte man … haste schon gehört, der Kurt hat es geschafft den Storch zu füttern … klar, wenn dann konnte es nur der KURT schaffen …

Und so kam der Storch zu seinem Namen. Von nun an nannten ihn alle KURT.

Frau Flender dachte sich …
wenn ich nun einen meiner künstlichen Störche
ins Nest setze, ob sich dann wohl der KURT
dafür interessieren würde …
Und so stapfte sie mühselig mit der langen Leiter
durch den Schnee, stellte sie an den Nestrand,
holte den beinlosen Plastikstorch aus dem Keller
und legte diesen ins Nest. Das war nicht einfach für sie,
denn sie hatte etwas Höhenangst.

Und tatsächlich … nach ein paar Stunden stand der KURT in ihrem selbst gebautem Nest und bewies dem künstlichen Storch seine Zuneigung, indem er ihn mit dem Schnabel die Halsfedern kuscheln wollte. Man konnte das klappernde Geräusch in der ganzen Straße hören.

Welch eine Freude!

Der Storch hatte sich also auf dem selbst gebauten Nest häuslich eingerichtet. Der ehemalige Hausarzt Dr. Vidic sagte daraufhin zu Frau Flender, sie müsse dafür Sorgen, dass der KURT ein Dach über dem Kopf hätte, bei diesem kalten Winter. Und da man ja nicht so viel von Störchen wusste, hat man (Frau) dies dann auch gemacht.

Frau Flender besorgte sich ein Stück Plexiglas aus dem Baumarkt und überlegte sich, wie sie es wohl am Besten festmachen sollte. Direkt übers Nest ging nicht, der Kurt hätte ja sonst nicht mehr landen können. Also entschied sie, an das Nest noch einen Anbau zu zimmern. Und so baute sie bei Eiseskälte im tiefen Schnee, das Nest 1 Meter nach hinten an und brachte das Plexiglasdach an, wieder in dieser Höhe, die sie gar nicht mochte. Und so manche Freudenträne wäre dabei auch geflossen, wenn die eisige Kälte sie nicht direkt gefroren hätte. Denn der Storch schaute ihr seelenruhig bei der Arbeit zu und zuckte nicht mal zusammen, wenn sie direkt neben ihm mit der Bohrmaschine arbeitete. Sie dachte, wenn sie jetzt noch jemand hören würde, wie sie mit KURT redete, dann würde man sie für verrückt erklären.

Als sie mit dem Anbau fertig war, stellte sie für KURT eine Schale mit Gehacktem Rindfleisch in den Anbau. KURT nahm die Malzeit dankbar an, konnte aber die Schüssel nicht leiden und schmiss diese im hohen Bogen aus dem Nest, nachdem er sie geleert hatte.

KURT hat wohl nie richtig den Anbau genutzt,

doch bietet der ihm etwas Schutz bei stürmischem Wetter.

Im Sommer allerdings steht er gerne schon mal unter seinem Dach,
weil die Sonne dann noch wärmer ist.

KURT lies sich also häuslich nieder und betrachtete diese Storchenvilla als sein Eigentum!

(Die Fotos sind größtenteils im
Mai 2007 gemacht worden)
Eine geraume Zeit verging,
bis der Storchenbeauftragte von
Norddeutschland das kleine Örtchen Littfeld
besuchte, um nach *KURT*  zu schauen.
 Man hatte sich natürlich vorher mit den
richtigen Stellen in Verbindung gesetzt
und die Ankunft des Storches gemeldet.
Anhand seines Ringes am rechten unteren
Fuß, wurde nun festgestellt,
das *KURT* in einer Aufzuchtstation
in Norddeutschland groß geworden ist.
Er ist für insgesamt 7 Jahre verschollen
gewesen … kein Lebenszeichen hat man
 in den Jahren von ihm bekommen,
obwohl er ja einen Ring trägt.
Man glaubt auch nicht, dass er überhaupt
jemals in dieser Zeit nach Afrika geflogen ist.
Also war die Freude groß, dass dieser Storch,
der ja nun *Kurt* heißt, noch am Leben ist.
Sogar sein Ziehvater Georg Fiedler,
aus der Aufzuchtstation in Norddeutschland
hat ihn mit viel Freude in Littfeld besucht.
 Der verwaiste KURT ist 1999 von ihm aus
seinem Nest bei Husum geholt worden, 
nachdem sein Storchenvater nach
einem Absturz ums Leben gekommen ist.
Info zum Sturm *KYRILL*:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kyrill_(Orkan)
Wir schreiben das Jahr 2007 …
es war ein langer kalter Winter
mit viel Schnee …
Selbst als
 der Sturm *Kyrill* am
18. Januar 2007 über das
Siegerland zog und die Bäume
wie Streichhölzer abknickte,
stand KURT seelenruhig
in seinem Nest
auf einem Bein.
KURT gefiel es in dem schönen kleinen Örtchen, er hatte sich häuslich eingerichtet und war
zufrieden mit dem, was die Menschen für ihn gebaut hatten.
Doch Frau Ulrike Flender war es nicht!
Das Nest schien ihr viel zu zügig für KURT zu sein. Die rechte Seite war als Schlagseite
bekannt und von dort stürmte es immer gewaltig ins Nest, wenn es mal wieder stark schneite.
Sie hatte da doch noch ein paar Dachlatten im Keller liegen, und die könnte man doch …
ja, sie hatte da noch ne Idee!

Und schon wieder holte sie ihre lange Leiter hervor. 

Sie nagelte die Dachlatten der Länge nach an die rechte Seite des Nestes …

und wieder diese blöde Höhenangst … Doch die war schnell vergessen,
denn KURT stand mal wieder direkt neben ihr im Nest und schaute zu!
Da man gerade den Strauchschnitt am Straßenrand zur Abholung bereit legte,
fand Frau Flender in der Nachbarschaft genügend kleinere Äste, die sie gut gebrauchen konnte,
um diese zwischen die Dachlatten zu flechten.

   Das war ganz schön viel Arbeit, doch das machte nichts …

es war ja für KURTs Wohlergehen.

KURT hatte ihr eine Weile beim Flechten zugeschaut und sie erzählte ihm alles, was sie da an

seinem Nest machte. Plötzlich flog KURT weg und kam schon ein paar Minuten später wieder

 aufs Nest geflogen. Er hatte ein Ästchen im Schnabel und legte dies für Frau Flender an den

Nestrand, damit sie es mit einarbeiten konnte.

Doch sie konnte nicht mehr weiter arbeiten, zuerst musste sie sich die Tränen aus

den Augen wischen, die ihr vor lauter Rührung die Wangen runter liefen.
Es klingt wie im Märchen, aber so ist es gewesen!
Und wieder dachte Frau Flender,
die man wohl langsam
*Storchenmutter* nennen kann …
hoffentlich beobachtet mich keiner
bei meinem Geheule hier auf der
hohen Leiter am Nest!
Noch einige Zeit war sie mit dem Flechten
beschäftigt, bis sie endlich zufrieden war.
Und KURT brachte ihr noch ein zweites
Mal einen Ast, den sie eingeflochten hat.
Die übrige Zeit
schaute er ihr mit großen Augen zu
und legte sein Köpfen dabei
schief in den kalten Wind….
Wir schreiben den 4. August 2007 es ist ein Sonntag.
Hab gerade mit einer Nachbarin gesprochen und bin ganz traurig …
Wir waren mal wieder umsonst beim Nest von KURT, denn er war wieder nicht zu Hause.
Da ich zu der Geschichte von Kurt noch ein paar Bilder vom Nest brauchte,
fotografierte ich drauf los ... mal von rechts, mal von links ... ich war ganz konzentriert,
als ich ein Geräusch hörte, drehte ich mich erschrocken um.
Mein erster Gedanke war ... KURT ... doch da stand eine Frau am Fenster, die mich schon
die ganze Zeit beobachtet haben musste und sagte mit ihrer brätschigen
Brabbelstimme: "Daaaas iiiist aaaaber eiiiiin Plaaassstttiiigggssstttooorrrccchhh …!"

„Ja, das weiß ich! Ich versuche schon seid 12 Wochen den KURT mal zu erwischen!“

 „Deeer ist fooooooort seiiiiid deeeeem 14. Juuuuuumi …“

 „14. Juni, sagten sie?“

 „seid 14. Juni !“

 „Ist er seid dem auch von keinem mehr gesehen worden?“

„ Meinen sie etwa er hat uns Bescheid gesagt, wo er hinnn ist,

 oder wie laaange er weeeeg bleibt!“

 „Schade, danke für ihre Auskunft!“

Damit war unser Gespräch beendet und ich zog von dannen ...
Im ersten Moment war ich sehr, sehr traurig, dass KURT jetzt weg war!
Aber es war besser so!
Er ist immer gefuttert worden, weil hier kein gutes Nahrungsangebot für Störche gibt.
... vielleicht war er auch zu sehr an die Menschen gewöhnt um noch zu jagen.

Der Gedanke erinnerte mich sofort an das Gespräch mit Frau Flender auf Muttertag.

Da KURT im dicksten Winter das Nest bezog, war allen klar, das er selbstständig kein Futter

finden konnte. Also hat man ihn hauptsächlich mit Rindergehacktem und etwas aufgetautem
Frischfisch gefüttert, gerade was es im Angebot zu kaufen gab und für wenig Geld zu haben war.
Dabei wurde KURT immer zutraulicher und verlor die Angst vor Menschen.
Frau Flender und ihre Nachbarin konnten ihn schon fast aus der Hand füttern,
als es Frühjahr wurde. Da das natürliche Nahrungsangebot nun wieder zugänglich war,
entschloss man sich, die Fütterung nun einzustellen.
Doch nach 2 Wochen stand KURT zitternd in seinem Nest und sah gar nicht gut aus.
Also fütterte man ihn wieder wie zuvor und von da an ging es ihm wieder körperlich besser.
Und wenn ihn der Hunger plagte, flog er über die Straße zum Nachbargrundstück,
stieg die Treppenstufen zur Haustüre empor und machte sich durch klappern bemerkbar,
bis ihm die Nachbarin mit Leckerchen fütterte.
Danach flog er zurück in sein Nest und schmuste mit seiner Angebeteten aus Plastik!
Mittlerweile war KURT schon so bekannt, das sich sogar die Zeitung für ihn interessierte.
Doch kaum war der Artikel erschienen,
kam eine fremde Störchin ins Nestgebiet,
die sich um KURT bemühte.
Schon am nächsten Tag flogen sie gemeinsam
davon und blieben verschwunden,
so jedenfalls berichtete die Zeitung.
Doch dies entsprach nicht der Wahrheit!
KURT war mit seiner Angebeteten
in einen Ort Namens *Netphen* geflogen,
der etwa 30 Autominuten vom Nest entfernt war.
Dort haben sich die Beiden etwa
2 Wochen aufgehalten,
bis sich KURT entschloss, nach Littfeld
ins Nest zurückzukehren,
wo er bis zum 14. Juni 2007
seine Zeit verbrachte,
bevor er endgültig weg flog.
(Foto: Blick von der Straße aufs Nest)
Leider habe ich noch nicht in Erfahrung bringen können, wo KURT sich jetzt aufhält.
Ich wünsche ihm alles nur erdenklich Gute auf seinem weiteren Lebensweg
und das er eine Partnerin findet und eine Familie gründet.
Und ganz besonders wünsche ich KURT,
dass ihm die Nähe zu den Menschen nicht eines Tages zum Verhängnis wird.
Machs gut KURT!
Er hat mein Herz berührt ...
Nachtrag:
Und er kehrte zurück ...
Am Montag den 3.Mürz 2008 gegen 13.30 Uhr traf KURT in Littfeld ein.
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